Für jedes Problem eine Lösung

SimpleThings aus Bonn ist mit internen Firmennetzen und Softwareentwicklung erfolgreich

WELT KOMPAKT - 23. September 2005, S.27

Bonn - Ihr Vorbild ist Mister Wolfe, der Problemlöser aus "Pulp Fiction". In dem Film von Quentin Tarantino entsorgt Mr. Wolfe alias Harvey Keitel eine Leiche - Tobias Hövelborn (31) und Sebastian Wahl (29) haben seine Philosophie übernommen, zumindest ein Stück weit: "Wir wollen dem Kunden das Gefühl geben, egal was es für Probleme sind - wir lösen sie!"

Mit ihrer Firma Simple Things lösen die beiden Probleme rund um den Computer. "Am Anfang haben wir noch alles gemacht. Jetzt kristallisieren sich einige Geschäftsbereiche heraus", sagt Wahl. Sie verstehen sich zum einen als Systemhaus, das für die zumeist gewerblichen Kunden das interne Firmennetz aufbaut und betreut.

Zum anderen konzentrieren sie sich auf Softwareentwicklung, mit den Schwerpunkten Internetanwendungen und Datenbanken. Dabei arbeiten sie vor allem mit freier Software. Das hat zwei Vorteile: Erstens fallen keine Lizenzgebühren für die Firma an, wenn man etwa statt Microsoft Windows die freie Systemvariante Linux installiert.

Und zweitens können die freien Programme in Eigenregie erweitert und verändert werden, ohne den Hersteller damit zu beauftragen. Allerdings haben Hövelborn und Wahl auch nichts gegen gute kommerzielle Lösungen einzuwenden. "Wir sind keine Microsoft- Hasser", unterstreicht Wahl.

Die Zufriedenheit des Kunden, das "direkte Erfolgserlebnis", so Hövelborn, sei eine der positiven Seiten des Unternehmerdaseins. Und auch sonst haben sie es nicht bereut, von der Uni direkt in die Selbständigkeit gesprungen zu sein.

Die Alternativen haben die beiden kaum gereizt. Entweder hätten sie in der Wissenschaft bleiben können; dem Diplom Physiker Hövelborn wurde von der Universität Köln eine Promotion angetragen. Doch nach ihrem sehr abstrakten Studium hatten beide "trotz aller Liebe" genug von der Wissenschaft.

Oder sie hätten als Unternehmensberater oder auch als Angestellte arbeiten können; der Mathematiker Wahl bewarb sich bei verschiedenen Firmen und hatte auch einige Angebote.

"Doch wenn man einen Job annimmt, dann wird man bequem, hat ein Haus, ein dickes Auto, steigende Ansprüche, vielleicht früh Frau und Kinder", meint Wahl. Und dann mache man sich nicht mehr selbständig, da man ja das Haus abzahlen müsse und seiner Familie etwas bieten wolle. Und so starteten sie ganz unten: 2001 beschlossen die beiden Freunde, die zuvor als studentische Hilfskräfte zusammen am Institut für angewandte Mathematik mit der Netzwerkbetreuung beschäftigt waren, Wahls kleine Firma für Computerservice richtig aufzubauen.

Sie gründeten zunächst eine Wohngemeinschaft, ein dritter Raum diente als Büro. Ein Auto hatten sie nicht, es ging mit dem Fahrrad zum Kunden.

Und sie entschieden sich ganz bewußt für "organisches Wachstum, ohne Fremdfinanzierung", berichtet Sebastian Wahl. "Die Auftragsbücher sind voll, letztes Jahr ist unser Umsatz um 105 Prozent gestiegen" bilanziert Hövelborn. Und nach zwei Umzügen und der Anstellung eines Informatikers gibt es immer noch nur ein Dienstfahrrad. "Mit dem sind viele Kunden in der Bonner Innenstadt einfach schneller zu erreichen", sagt Wahl. Auch das unterscheidet sie von ihrem Vorbild: Denn Mr. Wolfe kommt mit dem Auto. 

 

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